„Gemeinsam waren wir wirklich einzigartig“ an diesem 23. Talkabend im Universum und so war der Titel unseres Abends volles Programm:
Ich hatte keinen Mut, ich habe es einfach gemacht! – sagte Emil 8 Jahre zu meiner Frage, wie er sich getraut hat eine Meute von 70 Menschen durch das Meghaphon anzuleiten.
Emil ist 7 Jahre als er mit seinen Eltern seine erste Demo besucht. Dabei wird ihm klar, dass man sich für Dinge, die einem wirklich wichtig sind, einsetzten kann. So kommt ihm die Idee, eine eigene Demo zu organisieren. Und diese Aktion soll etwas verändern, was ihn wirklich stört – die ständige Handynutzung seiner Eltern. „Spielt mit MIR! Nicht mit Euren Handys!“ – hieß dann sein Aufruf. Ungefähr 70 weitere Engagierte kommen im September 2018 in die Hamburger Schanze, um zu demonstrieren. Dabei entsteht eine gewaltige Aufmerksamkeitswelle und Emil ist weltweit mit seiner Aktion in den Medien. Doch was ihm eigentlich viel wichtiger ist geschieht ebenfalls – die Smartphones bleiben in seiner Familie immer öfters in der Tasche, bis auf kleine Rückfälle.
Und dies war nicht der einzige wunderbare Moment. Umgeblasen hat uns gleich Janina Mau mit ihrem Text zum Thema und so ging es den ganzen Abend einfach weiter.
Ich wünsche mir von ganzen Herzen Respekt – Neele hat eine unglaublich berührende Rede für die Rechte von allen Menschen und besonders auch für die, mit geistigen Besonderheiten gehalten. Sie liebte es schon als kleines Mädchen zu tanzen und sich künstlerisch auszudrücken. Doch als späterer Beruf war ihr kreatives und musisches Talent undenkbar. Da sie mit dem Downsyndrom geboren ist, steht ihr keine freie Berufswahl offen. Neele soll ihren Platz in behindertengerechten Einrichtungen finden, doch sie fühlt sich weder dafür talentiert noch glücklich mit diesen Tätigkeiten. Durch das unglaubliche Engagement ihres engen Umfelds wird ihr Traum dann doch noch wahr und sie wird professionelle Tänzerin mit pädagogischen Aufgaben. Damit wird sie Hoffnungsträgerin für viele Menschen mit geistigen Einschränkungen und prägt mit ihrem Team des Vereins Tanzbar_Bremen neue Perspektiven in der Zusammenarbeit von Kulturschaffenden mit unterschiedlichen Begabungen. Das nächste große Vorhaben – die inklusive WG Bremen – ein freigestaltetes Wohnen für junge Menschen mit und ohne Einschränkungen ist nun in Planung.
Und dann kamen noch Susanne Blühtgen und ihr 18 jähriger Pflegesohn Jack Levin. Und beide erzählten so eingängig, was es bedeuten kann, Krisen als Chancen zu nutzen und wie sich Engagement für einander immer auszahlt.
Denn 25 Jahre lang engagiert sich Susanne Blüthgen in ihrem Beruf als Lehrerin, bis sie durch ein beständiges Gefühl der Überforderung einen Burn-out erleidet. Ihr Ausscheiden aus dem Schuldienst führt in eine große Lebens- und Sinnkrise. Der innere Wunsch, weiterhin junge Menschen bei der Entwicklung zu unterstützen und etwas spürbar Sinnstiftendes zu bewirken, lässt sie nicht mehr los. Ihre Talente kennt sie gut und so kommt die ganze Familie gemeinsam auf die Idee, die freigewordene Energie für jemanden einzusetzen, der gerade nicht soviel Glück im Leben hat. So kommt ein kleines Kind im Säuglingsalter in die Familie und Susanne Blüthgen schenkt nicht nur diesem Pflegekind ein neues Zuhause, sondern gewinnt auch selbst ganz neue Kraft. Heute gibt sie ihre Erfahrungen in vielfältiger Weise bei PiB weiter, einer gemeinnützigen Einrichtung für Pflegekinder, Pflegeeltern und Patenschaften.
Und das Bühnendebut von den Geschwistern Emilia 15 Jahre und Richard 12 Jahre mit ihrer gemeinsamen Band „Polaroids“ hat uns alle verzaubert. Wer etwas von diesem Zauber nachhören möchte, kann sie auf ihrem Youtube-Kanal besuchen.
Es ist alles nicht wirklich nach zu erzählen, sondern man kann eigentlich nur dabei sein. Der nächste Abend steht schon in den Startlöchern am 24. Mai 2019 – am besten jetzt schon Tickets sichern oder die Podcast der vergangenen Abenden nach hören – hier auf der Website vom Universum®
Die wunderbaren Fotos sind von Ahoi Fotografie – Daniela Buchholz – ganz lieben Dank!
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