Der Berliner Michael Bohmeyer hat sich gefragt, wie hoch die allgemeine Bereitschaft ist, andere Menschen mit einem „Bedingungslosen Grundeinkommen“ zu unterstützen. Er wünschte sich ein Jahr mit steuerfreien 1000 Euro pro Monat für jemanden zu ermöglichen, der sich dann damit auf die Suche nach dem machen könne, was er in der Welt bewegen möchte.
Spannendes Experiment – denn was passiert dann wirklich, wenn man befreit vom dringendsten Versorgungsdruck, sich seinen ganz persönlichen Themen widmen kann? Wird man zum antriebslosen Coachpotato oder zum unbremsbaren Weltveränderer? Oder findet man in dieser ungewohnt absichtsfreien Zeit einfach ein kleines, aber wichtiges Puzzlestück für den ganz eigenen Lebensweg?
Seine daraus folgende Crowdfundingkampagne bei Startnext mit 12.000 Euro überraschte durch ihren schnellen Erfolg. Ein Unüberzeugter postete kurz nach dem Start: „…Möchte nicht gerne der Spielverderber sein, aber eher friert die Hölle zu, als daß 12.000. Euro durch Spenden zusammenkommen“. Es dauerte genau 22 Tage und dann hatten 425 Menschen die gesamte Summe zusammengelegt und damit das erste Grundeinkommen für eine noch unbekannte Person finanziert. Lange vor Ablauf der Frist, die erst am 18. September mit einer großen Verlosungsparty in Berlin ausläuft.
Michael sammelt nun mit seinem Verein weiter, um auch noch Geld für ein zweites, drittes und weitere Grundeinkommen zusammenzubekommen. Inzwischen ist schon das nächste Grundeinkommen fast durchfinanziert. Scheinbar haben inzwischen viele Menschen das Gefühl, dass wir neue Möglichkeiten brauchen, um unsere Arbeits- und Lebenswege sinnvoller zu gestalten.
Und bald startet die erste Verlosung eines wunderbar freien Jahres – und jeder kann mitmachen und sich jetzt schon vormerken lassen!
Ich finde dieses Experiment großartig! Denn ich glaube ja fest daran, dass tief in jedem Menschen etwas angelegt ist, was sich im Außen entfalten möchte. Welches aber unter dem „normalen“ Lebensfahrplan aus Leistungs- und Zeitdruck oft nicht die Möglichkeit findet, gehört und erkannt und dann am Schlafittchen gepackt ins Leben gebracht zu werden.
Sein Leben zu verändern und sich für neue Möglichkeiten zu öffnen bedeutet im ersten Schritt auch etwas zurückzulassen. Vielleicht der bequeme Gehaltscheck und auch der gewohnte Lebensstandard. Aber auch die scheinbare Sicherheit, die einen so ein abhängiges, aber auch planbares Arbeitsverhältnis vermittelt. Die Sprosse der Karriereleiter, die man gerade erklommen hat, wieder loszulassen und zu tauschen mit der Unplanbarkeiten des eigenen Herzensweges, erfordert großen Mut. Doch wenn die Karriereleiter von innen auch nur ein Hamsterrad ist, sollte das wieder reinspringen doch jederzeit möglich sein. Also warum zögern?
Hat die innere Stimme des Herzens wirklich eine Ahnung vom Leben?
Ein Jahr dem folgen, was Freude macht und was etwas in Dir zum Leuchten bringt – so lautet das Angebot. Eine heilsame Sabbatzeit finanziert aus dem Pool der Gemeinschaft. Was eine grandiose Aussicht!? Aber auch ein Prüfstein – bin ich wirklich bereit meinen bisherigen Weg zu verlassen für das Unbekannte ohne Garantie auf Erfolg? Traue ich mich auf einen Weg, der nur aus mir selbst heraus gespeist wird? Und hat diese innere Stimme des Herzens wirklich eine Ahnung vom Leben?
Ich habe diesen Schritt getan und nicht jeder Tag ist nur einfach. Denn die Vorgaben von außen fehlen und um der eigenen Wahrheit und Stimme zu folgen, braucht es immer wieder Vertrauen, Zuversicht, viel sich selbst aushalten zu können (-puhh-) und die Fähigkeit, im richtigen und gesunden Tempo die notwendigen Schritte zu tun. Und doch ist mein Leben komplett verändert, denn es ist wie „echt“ geworden. Echter in der Rückmeldung – guter oder schlechter Tag, alles ist da, aber dann mit 100% Lebendigkeit. Dieser ständige Dunstschleier aus uneingelösten Möglichkeiten, bohrenden Fragen „Was wäre wenn..“ und dem Gefühl, mein eigenes Leben und auch mein Potenzial zu verpassen oder unhöflich in einer schummrigen Kaschemme versetzt zu haben, ist komplett verschwunden. Nun ist es für mich nicht mehr die Frage, ob ich schon am richtigen Platz angekommen bin, sondern ob ich auf dem richtigen Weg bin. Auf meinem Weg. Und da bin ich nun ganz eindeutig – endlich!
Sabbatzeit für alle
Ich würde mir wünschen, dass jeder Mensch die Möglichkeit einer solchen Sabbatzeit bekommen kann. Gerne auch mehrfach im Leben, warum eigentlich nicht alle 7 Jahre? Angefangen gleich nach der Schulzeit als Vorbereitung und moderne Initiation in die Welt des Erwachsenseins. Ein Jahr, um erst einmal etwas mehr zu wissen, wer man ist, bevor man man entscheidet, welchen Weg man gehen möchte.
Und vielleicht gibt es ja irgendwann tatsächlich ein beständiges „Grundeinkommen“ für uns alle – ich bin dabei!
Danke an Michael für seine Idee und das Lostreten eines sehr guten Experiments – bin gespannt auf die Gewinner und deren Wege. Mehr zu der Crowfundigkampagne, den Unterstützungsmöglichkeiten und wie ihr euch bewerben könnt, findet ihr auf der Seite www.mein-grundeinkommen.de
Good Luck!
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