Die 30-jährige Rubia Hassan wusste über die Bedrohung ihres Lebens, wenn Sie nicht aufhöre, über die Zustände und terroristischen Machenschaften der IS in Ihrem Blog zu schreiben und somit Widerstand zu leisten. Anfang dieser Woche las ich, dass Sie ermordet wurde.
Ich frage mich seit meiner Kindheit, welchen Mut ich besitzen würde, die Freiheit und auch andere Menschen zu verteidigen. Wenn nicht nur ich, sondern auch meine Familie und Freunde direkt durch mein Handeln unter Terror und Bedrohung stehen würden. Um ehrlich zu sein, ich habe bis heute keine Antwort, denn kleinliche Angst und manchmal auch mutvolle Schritte geben sich in meinem behüteten Leben die Klinke in die Hand.
Psychologisch gesehen gibt es drei klassische Verhaltensmuster bei einer direkten Bedrohung: Flucht, Totstellen oder Angriff. Doch wozu bin ich nach dem ersten Moment fähig? Hätte ich Anne Frank und ihre Familie auf meinem Dachboden versteckt? Oder an anderer Stelle mein Leben in Gefahr gebracht, um andere zu schützen.
In den inzwischen zahlreichen Gesprächen und Interviews, die ich führen durfte, treffe ich immer wieder Menschen, die weit über Ihre eigene Person hinaus handeln. Manche hat das Leben direkt und unumwunden zu dieser Aufgabe gebracht, andere wurden durch persönliche Schicksalsschläge an die Gretchenfrage geführt: What am I here for? – Welches ist mein Beitrag, den ich in dieses Leben einbringen kann und darf? Und bin ich bereit, diesen auch zu geben?
Der Mut von Rubia und den vielen Anderen, die Widerstand im Dunklem leisten, macht mich kleinlaut. Denn diese Menschen haben alles gegeben und nichts bekommen. Auch wenn ich mich ansonsten von der Nachrichtenflut des Grauen versuche fern zu halten, finde ich es wichtig, von diesen Ereignissen zu berichten. Denn diese Geschichten ermutigen mich, mein Können, meine Kraft und meine Möglichkeiten für eine bessere Welt wirklich voll auszuschöpfen. Gegen alle inneren Widerstände und Ängste hinweg. Dann fühle ich mich plötzlich gut genug, mein Bestes zu geben.
Denn was steht uns schon wirklich im Wege?
Ich wünsche Euch ein kraftvolles und verbundenes 2016
Eure Nicole
No Comments