„What am I here for ?“- diese Frage scheint viele Menschen sehr zu berühren. Ich bekomme jetzt schon, knapp vier Wochen nach dem Start meines Blogs, viele wunderbare unterstützende E-Mails und Berichte. Eine die mir schrieb ist Isabelle. Sie hat vor kurzem den Sprung aus ihrer bisherigen Karriere gewagt und beschreibt hier ihre Mutmacher-Geschichte des Wandels:
Mein Name ist Isabelle Blaich, ich bin 32 Jahre alt und war bis vor kurzem als Chefdesignerin in der Modebranche tätig. Nach 10 Jahren als Designerin nahm ich mir im Januar 2013 eine Auszeit um gedanklich meine beruflichen Karten neu zu mischen. Ich reiste nach Nepal um dort zwischen den Gipfeln schneebedeckter Berge und schweigenden Mönchen in einem buddhistischen Kloster wieder Ruhe und Zeit zum Denken und Fühlen zu finden.
In der Schnelllebigkeit der Modebranche hatte ich täglich das Gefühl, dass es Luxus ist Zeit zu haben um die „wirklich wichtigen“ Dinge im Leben zu genießen.
Höher, schneller, und weiter…. und immer haarscharf zu spät
Die Welt schien sich immer schneller zu drehen und der Zeitdruck wurde größer. Kreativität auf Knopfdruck am Fließband. Ich verlor eine gute Weile den Überblick über meine Welt unter der Anforderung des Jobs und der meines Umfeldes. Ich versuchte den diversen Rollen gerecht zu werden. Meiner Rolle als professioneller und erfolgreicher Führungskraft, als Motivatorin des Teams, als perfekte Freundin und liebender Tochter. Ich lebte ständig mit dem Gefühl mich im Wettlauf mit, oder gegen die Zeit zu befinden. Höher, schneller, und weiter…. und immer haarscharf zu spät. Der Leistungsdruck wurde zum natürlichen Bestandteil meines Alltags. Meine Karriere gab dem Recht. Der Kampf zahlte sich aus.
Ehrlich gesagt wünschte ich mir seit langem nichts mehr als ein wenig Ruhe- etwas Zeit um mich mit meinen inneren Fragen, Wünschen und Idealen hinzusetzen, durchzuatmen, die chronische Anspannung loszulassen. Mir die Frage zu stellen, ob es wirklich noch meine Passion war Menschen zu kleiden und an dem bunten Moderummel Teil zu haben.
Sie klopfte hartnäckig an meine Tür – die Sinnfrage
In immer regelmäßigeren Abständen, mit Grippe im Bett, an einem seltenen Wochenende auf der Couch ohne Freizeitstress oder einem gelungen Urlaub ohne Blackberry, da klopfte sie hartnäckig an meine Tür…die Sinnfrage. Ich schickte sie lange zurück in den Untergrund und fühlte mich undankbar meinem Leben gegenüber.
Du bist frei, wenn Du der sein kannst der Du bist
What am I here for? Als kreativer Mensch hatte ich natürlich im Laufe der letzen Jahre einige Ideen, wie ich meine Talente auch beruflich für mich sinnvoller einsetzen konnte. Jedoch waren diese mit meiner Karriere als aufstrebende Mode Designerin und den Erwartungen meines Umfeldes an mich nicht vereinbar. Also machte ich weiter wie bisher, fast 10 Jahre lang.
Konnte ich mit Sicherheit sagen, wer Ich wirklich war?
Du bist frei, wenn Du der sein kannst der Du bist – dieses Zitat ist nicht von mir, aber es lief mir an einem besonders geschäftigen Arbeitstag über den Weg und zwang mich wieder mal zum Grübeln. Ich kam gerade übermüdet wieder von einer Stoffmesse auf der die „Branche“ für die neuen Saison Frühjahr/Sommer 2014 musterte. Umgeben von sehr gepflegten und gut angezogenen Leuten, die viel Wert auf einen scheinbar individuellen Kleidungsstil legten, fühlte ich mich immer weniger Ich und erst recht kein Teil dieser Welt. Individualität und Persönlichkeit? Konnte ich mit Sicherheit sagen, wer Ich wirklich war? Was in meinem täglichen Streben kam wirklich aus mir selbst und welcher Teil war nur von äußerlichen Faktoren bestimmt? War ich wirklich authentisch in meinem Tun und Sein?
Ich verspürte seit jeher das innere Bedürfnis Menschen meines Umfeldes mit gutem Rat zur Seite zu stehen, sie zu gesundem Essen, Bewegung und Entspannung im Alltag zu motivieren. Dinge auf die ich in meinem stressigen Arbeitsalltag aus Gesundheitsgründen als Ausgleich selbst extrem achtete. Ich erfuhr jedes Mal einen absoluten FLOW, wenn ich davon etwas Positives weitergeben konnte. Dieses innere Bedürfnis, als Teil meines Charakters, ließ ich lange Zeit unbeachtet. Es war die Zeit gekommen meine innere Motivation und Stärke zu nutzen und sie in meinem zukünftigen beruflichen Projekt sinnvoll einzusetzen.
Ich fasste endlich den Mut und trat aus meiner Komfortzone heraus
Ich fasste endlich den Mut und trat aus meiner Komfortzone heraus um mich meinem Traum zu stellen: Einer lang gehegten Idee Raum und Form zu geben. Meine Karriere aufzugeben um an der Umsetzung eines ganzheitlichen Konzeptes in Eigenregie zu arbeiten – ohne jegliche Erfolgsgarantie. Mich einzusetzen für eine Sache, die sich für mich gut und sinnvoll anfühlte, entstanden aus einem akuten Bedürfnis der Gesellschaft heraus – dem Bedürfnis nach Entschleunigung.
Eine neue berufliche Lebensaufgabe
Move your body, mind and soul – dieses Credo steht über meiner neuen beruflichen Lebensaufgabe: Entstanden und entwickelt aus meinen ganz eigenen Erfahrungen heraus, möchte ich nun meinen hart arbeitenden Mitmenschen die Wichtigkeit der Auszeit und des Ausgleichs im Alltag vermitteln, ihnen Werkzeuge für körperliche, seelische und geistige Regeneration mit auf den Weg geben. Umsetzbar soll das werden mit einfachen, zeitsparenden Übungen, die jederzeit und überall greifbar sind, auch für Menschen die scheinbar keine Zeit für Sport haben. Mit einem 60 Stundenjob, Verantwortung gegenüber der Familie, dem Team oder der Karriere fällt es schwer sich täglich etwas Zeit zu nehmen um die Welt um sie herum bewusst wahrzunehmen, zu genießen. Qualitätszeit, die notwendig ist um Körper und Gehirn zu entlasten. Ich möchte diese Menschen zu einem gesunden und ausgeglichenen Lebensstil mit Qualität motivieren und sie auch dabei begleiten, diesen umzusetzen.
Ich kenne die Schwierigkeit konsequent am Ball zu bleiben, wenn man abends erledigt nach Hause kommt. Wer könnte das besser nachempfinden als eine Ex- Managerin, die viele Jahre unter Zeit- und Leistungsdruck kreativ gearbeitet hat?
Oft werde ich gefragt, ob ich meine Entscheidung Modedesign zu studieren vorschnell getroffen habe oder es heute als falsch erachte. Keineswegs. Mein Schaffensdrang war schon immer ausgeprägt. In der Mode konnte ich viele Ideen in die Tat umsetzen, an Konzepten arbeiten. Daran durfte ich lernen und bin mir meiner inneren Welt der Ideen klarer bewusst geworden.
Mein Herz schlägt heute mehr dafür, den Menschen nachhaltig zu bewegen, statt ihn gut anzuziehen
Ich habe erkannt dass die heutige Modebranche nicht der ideale Bereich ist, um dort Neues entstehen zu lassen kann. Dass mein Herz mehr dafür schlägt den Menschen nachhaltig zu bewegen, statt ihn gut anzuziehen. Dass ich nicht mehr so viel Sitzen möchte. Ich frische Luft und Bewegung brauche und kein Hightech Büro. Dass die schönste Karriere nichts nutzt, wenn man den Blick für sich Selbst, seine Motivation und Ressourcen verloren hat. Dass man keine fremden Länder bereisen und Berge besteigen muss, um bei sich anzukommen. Wichtig ist die Aufmerksamkeit für uns, für das was unser Körper, unser Geist und unsere Seele uns täglich zeigt. Das sollten wir üben zu erkennen und dementsprechend umsichtig zu sein. Jeden Tag aufs Neue. Ein kostbares Leben lang.
Isabelle ließ ihre erfolgreiche Karriere als Modedesignerin hinter sich, um nun als Personal Coach für Fitness und Gesundheit Menschen in sehr leistungsorientierten Berufen einen Zugang zu einem gesunden und ausgeglichenen Lebensstil zu ermöglichen. Über Yoga, Meditation und weiteren ganzheitlichen Ansätzen vermittelt sie, angeregt durch ihre eigenen Erfahrungen, den achtsamen Umgang mit den kostbaren körperlichen und geistigen Ressourcen.
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