Paruar Bako war ein Jahr alt als seine Eltern 1994 mit ihm aus dem Nordirak flohen und in Oldenburg eine neue Heimat fanden. Inzwischen ist er 21 Jahre und studiert Wirtschaftsrecht in Osnabrück.
Soweit könnte sich alles zum Guten gewendet haben, doch Paruar lassen die Ereignisse in seiner Heimat nicht los. Überwältigt von den grausamen Nachrichten aus dem Nordirak und Syrien, wo von der IS (Anhängern des islamischen Staats) verfolgte Minderheiten unter schrecklichsten Umständen auf der Flucht sind und um ihr Leben kämpfen, kann er nicht weiter nur von Deutschland aus aktiv sein. In seinen Semesterferien reiste er die 3000 Kilometer in den Nordirak – direkt in das brodelnde Krisengebiet. Ein Rückflugticket hatte er erst einmal nicht gebucht und auch seine Eltern wussten nicht, wo er war. Ein Monat lang macht er sich ein Bild von den zerrütteten Zuständen vor Ort. Unzählige Vertriebene, die unter schlimmsten Bedingungen um ihr Leben kämpfen. Nun kommt auch noch der Einbruch des Winters dazu.
Kurzerhand beschließt Paruar selbst in den Kampf zu ziehen, aber nur mit friedlichen Mitteln wie einer Kamera, einer Website und seinem Facebook-Kanal. So dokumentiert er beständig die Zustände vor Ort und lässt eine Hilfsbrücke nach Deutschland und Europa entstehen. Sein Ziel ist es Aufmerksamkeit für die unmenschlichen Zustände im Irak herzustellen, die von den Vereinten Nationen inzwischen als „versuchter Völkermord“ bezeichnet werden. Aber vor allen Dingen möchte er Paten und Unterstützer gewinnen, um das Elend aktiv ein wenig zu mindern.
Deshalb trägt sein spontan im Oktober 2014 gegründetes Hilfsprojekt auch den Namen „Our Bridge“ und mit diesem nimmt er sich besonders den vielen Vollwaisen und behinderten oder auf andere Art hilflosen Menschen an. Menschen, die ohne Hilfe von außen so gut wie keine Überlebenschance haben. Inzwischen gibt es weitere Unterstützer in seiner Initiative, die mit Paruar vor Ort die besonders Hilfsbedürftigen aufspüren. Diese werden dann für eine Patenschaft registriert und erhalten nach Eingang der Spenden Hilfsgüter.
Paruar – mir fehlen ein wenig die Worte um auszudrücken, wie ich finde, was Du tust. Vielleicht ein wenig so: Zutiefst menschlich und beherzt, bahnbrechend mutig und dazu noch saucool! Machen macht’s möglich!
Paruar ist in den letzten Monaten unter Einsatz seines Lebens mehrfach in das Krisengebiet gereist, seine Familie hier in Deutschland ist beständig in Sorge. Sein Studium ist auf hintere Priorität gerückt – er kann einfach nicht mehr nur noch zusehen. Das Geld für seine Reisen leiht er sich zusammen. Zur Zeit ist er auch gerade wieder im Irak, wir hatten uns über Facebook für ein Gespräch verabredet. Aber umso länger ich die Videos auf seinem inzwischen mit knapp 19.000 Followern vernetzten Facebookkanal anschaute, umso mehr hatte ich das Gefühl, dass es falsch wäre noch eine Tag länger zu warten, um über ihn zu schreiben.
„What am I here for?“ – für Paruar keine Frage – und es ist deutlich, was passieren kann, wenn Menschen mit solch einer Energie im Rücken wirklich wichtige Dinge anpacken.
Er, sein Hilfsprojekt und vor allen Dingen die Menschen vor Ort freuen sich über jeden Paten und sonstige Unterstützung!
Mehr über „Our Bridge“ online und auf Facebook.
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